Gemeindegärtnerei Schwyz stellt Betrieb ein
Seit vielen Jahrzehnten betreibt die Gemeinde Schwyz die Gemeindegärtnerei an der Gotthardstrasse 110 in Ibach. Es werden Pflanzen aller Art gezogen, die hauptsächlich die öffentlichen Plätze und Anlagen in Schwyz aufwerten und verschönern. Ebenso werden Betriebe wie Spitäler oder Altersheime mit Gemüse versorgt und Privatpersonen können verschiedene Pflanzen und Setzlinge einkaufen. Eine Besonderheit der Gemeindegärtnerei Schwyz ist das Angebot an geschützten Arbeitsplätzen für Menschen mit Beeinträchtigung.
Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld ist für die Gemeindegärtnerei und deren langjährigen Betriebsleiter, Hubert Holdener, in den letzten drei bis vier Jahren, insbesondere über die Corona-Pandemie hinweg, zusehends rauer und schliesslich auch belastender geworden. Einerseits konkurrenzieren die Grosshändler die Angebotspallette der Gemeindegärtnerei und andererseits hat sich das Kundenverhalten über die Jahre hinweg stark verändert. Wurden früher grosse Mengen an Setzlingen an Privatpersonen für den Selbstgebrauch abgesetzt, so suchen die Kundinnen und Kunden heute vermehrt eine fachliche Beratung und kaufen schliesslich eine nur kleine Anzahl an selbst gezogenen Produkten.
Insbesondere ist aber auch der Arbeitsaufwand für die qualitativ hochstehenden Pflanzen und Setzlinge enorm und die in die Jahre gekommene Betriebsinfrastruktur setzt hohe Personalressourcen, insbesondere an Wochenenden und in der wärmeren Jahreszeit, voraus.
Zu bewältigen war dieses Pensum nur dank des enormen Einsatzes des Betriebsleiters aber auch der Mitarbeitenden, die trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung sehr selbständig und produktiv tätig waren. Aufgrund personeller Veränderungen und in Anbetracht des ausgetrockneten Arbeitsmarkts, nahm der Druck auf die Angestellten ab 2022 weiter zu und konnte trotz etlichen Bemühungen, offene Stellen zu besetzen, bis heute nicht mehr im gewünschten Umfang gedämpft werden.
Eine mit dem Berufsverband Jardin Suisse durchgeführte Analyse attestierte der Gemeindegärtnerei zwar Bestnoten für die Betriebsführung wie auch für die Qualität der Produkte. Hingegen bestätigte sich, dass die Anlage nicht mehr dem heutigen Stand der Technik entspricht und die vorhandene Betriebsinfrastruktur saisonal eine Anlagenbetreuung von 7 Tagen in der Woche voraussetzt. «Mit dem vorhandenen Personalbestand,» so Jardin Suisse, «ist der Betrieb dieser Anlage im Prinzip gar nicht möglich». Für die Fortführung müsste eine komplette Umstrukturierung erfolgen. Angebotsnischen lägen beispielsweise im Bereich Bio-Anbau oder beim Pflanzen-Service (beispielsweise beim Überwintern von Pflanzen von Dritten als Dienstleistung). Auch geschützte Arbeitsplätze seien grundsätzlich denkbar. Jedoch müsste die Betreuung dieser Menschen nach zeitgemässen Grundsätzen und strengen Vorgaben ausgestaltet werden. Das setzt eine intensive und enge Unterstützung durch geschultes Fachpersonal voraus.
Anders als 2006, als der Gemeinderat Schwyz vorhatte, die Gemeindegärtnerei aus rein finanziellen Überlegungen und im Rahmen eines Sparprogramms zu schliessen, steht die Gemeindegärtnerei heute vor ganz anderen Herausforderungen. Damals entwickelte sich gegen die damaligen Schliessungsabsichten des Gemeinderats erheblicher politischer Widerstand.
Die Schwyzerinnen und Schwyzer entschieden schliesslich im Rahmen einer Volksinitiative, dass der Betrieb der Gemeindegärtnerei Schwyz fortzuführen sei. Aus heutiger Sicht erfüllt die Gemeindegärtnerei Schwyz die damals definierten finanziellen Vorgaben. Diese besagen, dass die Betriebskosten zu 60% aus den erzielten Erlösen zu finanzieren sind.
Dringenden Handlungsbedarf sieht der Gemeinderat Schwyz hingegen bei der weiterhin zunehmenden zeitlichen, körperlichen und fachlichen Belastung des Personals. Der Betriebsleiter der Gemeindegärtnerei Schwyz, Hubert Holdener, hat in den letzten Jahren Überdurchschnittliches geleistet. Dank seinen ausgewiesenen Führungs- und Betreuungskompetenzen ist es gelungen, beeinträchtigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr eigenständig und auf grossem Vertrauen basierend einzusetzen. Allerdings führen die knappen personellen Ressourcen und der gestiegene Beratungsaufwand das ganze Team der Gemeindegärtnerei mehr und mehr an ihre Belastungsgrenze. Eine betriebliche Abhängigkeit vom Einsatz der Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung ist nach Auffassung des Gemeinderats alarmierend und darf auf längere Sicht keinesfalls hingenommen werden. Die vorhandene Infrastruktur, die Betriebsgrösse und die Produktionsmethoden genügen den heutigen Anforderungen an geschützte Arbeitsplätze nicht mehr. Auch die Tatsache, dass auf dem Arbeitsmarkt trotz etlicher Bemühungen keine geeigneten Mitarbeitenden rekrutiert werden konnten, ist Ausdruck der sehr angespannten Situation der Gemeindegärtnerei.
Nach intensiven Gesprächen und einer sorgfältig durchgeführten Auslegeordnung, ist der Gemeinderat Schwyz im Einvernehmen mit dem Betriebsleiter der Gemeindegärtnerei und seinem Team zum Entschluss gelangt, dass der für eine komplette Umstrukturierung der Gärtnerei erforderliche Kraftakt nicht zu bewältigen ist. Die Gemeindegärtnerei Schwyz wird deshalb im Hinblick auf die bevorstehende Saison keine neuen Bestellungen vornehmen und in der Folge seine Türen und Tore mit sofortiger Wirkung schliessen.
Der Gemeinde Schwyz als attraktive Arbeitgeberin ist es ein zentrales Anliegen, ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitenden der Gemeindegärtnerei in Bezug auf ihre berufliche Neuausrichtung nachzukommen. So ist es sehr erfreulich, dass Betriebsleiter Hubert Holdener der Gemeinde Schwyz im Bereich Pflanzenunterhalt/Liegenschaftsunterhalt weiterhin erhalten bleiben wird. Für die noch verbleibende Vollzeit-Mitarbeiterin mit einem geschützten Arbeitsplatz laufen derzeit Abklärungen mit einem Job-Coach, wobei ebenso eine Lösung innerhalb der Gemeinde Schwyz zur Debatte steht. Die weiteren Funktionen bei der Gemeindegärtnerei (Betriebsleitung-Stv. und ein zweiter geschützter Arbeitsplatz) sind derzeit unbesetzt. Die kurz-, mittel- und langfristigen Nutzungsoptionen des Grundstücks der Gemeindegärtnerei sind Gegenstand laufender Abklärungen.